Morgens kann es passieren, dass der faulen Kollege immer schon vor den anderen am Schreibtisch sitzt. Ohne Publikum kann er dann gemütlich nichts tun und sich privaten Dingen widmen, ohne dass es jemand bemerkt. Der eigentliche Witz an dieser Taktik ist, dass er dann dem Chef auch noch positiv auffällt, schließlich wirkt er wie ein besonders fleißiger und stets pünktlicher Mitarbeiter. So jemand kann ja nur eine Bereicherung für das Team und das jeweilige Projekt sein.
Das führt uns zu der Frage, warum die Kollegen dem Faulpelz nicht böse werden, wenn er sie immer wieder um einen Gefallen bittet und sie zusätzlich mit seinen Aufgaben belastet. Natürlich lässt sich das nicht pauschalisieren. Wahrscheinlich liegt der Grund für das Entgegenkommen der Anderen darin, dass der faule Kollege sehr sozial, beliebt und ins Team eingebunden ist. Wer weniger an seinen Aufgaben arbeiten muss, hat mehr Zeit für Pläuschchen in der Kaffeeküche oder Raucherpausen mit dem Lieblingskollegen. So baut er eine persönlichere Bindung mit den Mitarbeitern auf, als wenn er sich an seinem Schreibtisch verschanzen würde.
Im nächsten Meeting können Sie darauf achten, welcher Kollege oder welche Kollegin sich immer besonders hervortut, engagiert ist und die Besprechung aktiv mitgestaltet. Bitte nicht falsch verstehen: nicht jeder, auf den das zutrifft, ist automatisch faul. Im Gegenteil – jedes Unternehmen braucht solche Angestellten, die es als ihre Aufgabe sehen, aktiv die Abläufe mitzugestalten und immer ihren Input zu geben. Allerdings ist das auch eine Strategie, die faulen Kollegen wunderbar dazu dient, in ebenso gutem Licht zu stehen und als vorantreibendes, ehrgeiziges Teammitglied zu gelten. Der Unterschied zwischen dem engagierten und dem faulen Kollegen wird erst danach ersichtlich. Während der erste sich wirklich um die Umsetzung der besprochenen Inhalte bemüht, folgen den Worten des Faulpelzes selten entsprechende Taten. Stattdessen werden ihm so einige Ausreden einfallen. In diesem Zuge lässt sich auch häufig beobachten, dass der faule Mensch versuchen wird, Änderungen entgegenzusteuern und Gründe dafür zu finden, warum diese nicht förderlich wären oder nicht funktionieren. Veränderung bringt schließlich das Risiko, wirklich mehr leisten zu müssen, sei es durch neue Strukturen oder neue Aufgaben.
Wie wir von faulen Kollegen lernen können
Nach all den Merkmalen werden Sie das nächste Mal vielleicht mit ganz anderen Augen durchs Büro gehen und überlegen, welchen Kollegen Sie nun als faul bezeichnen würden. Vermutlich werden Sie sich auch fragen, wie dieser Kollege sich denn so verhalten kann, schließlich ist faul sein etwas schlechtes. Doch lassen Sie sich hier gesagt sein, Sie können auch etwas von dem Faulpelz lernen.
Das Wort “Nein” wurde oben bereits erwähnt. Faulen Menschen fällt es deutlich leichter, dieses auch zu verwenden. Wahrscheinlich jeder befand sich schon einmal in einer Lage, egal ob beruflich oder privat, in der er nicht gerne war und vor der ein einfaches “Nein” bewahrt hätte. Uns kommt das Wort nicht leicht über die Lippen, schließlich wollen wir niemanden vor den Kopf stoßen oder eine schlechte Meinung auf uns ziehen. Abgesehen davon, dass das durch ein gelegentliches “Nein” nicht der Fall sein darf, ersparen wir uns damit oftmals eine Menge zusätzlichen Stress, der uns durchaus auch an unsere Belastungsgrenzen bringen kann.
Auch faule Kollegen müssen früher oder später Ergebnisse abliefern. Dabei gehen sie gerne nach dem Minimalprinzip vor: so wenig Arbeit wie möglich für das bestmögliche Ergebnis. Das lässt vermuten, dass sie äußerst effizient an ihre Aufgaben herangehen. Statt sich direkt auf die Arbeit zu stürzen (würde einem Faulpelz ja sowieso nicht passieren), überblicken sie das große Ganze und fragen sich dann, wie sie an die Sache herangehen müssen. Davon können wir uns eine Scheibe abschneiden, besonders diejenigen, die bei viel Arbeit zu Aktionismus neigen, viel Energie aufwenden und am Ende des Tages doch nicht viel geschafft haben.
Auch auf das Thema Konzentration lässt sich die Arbeit von faulen Kollegen beziehen. Wenn sie wenig arbeiten wollen aber doch bestimmte Dinge schaffen müssen, ist konzentriertes Arbeiten gefragt ohne Unterbrechungen durch Anrufe, Kollegen oder das Smartphone. Wer sich also beispielsweise zwei Stunden am Tag von allen äußeren Einflüssen abschottet, schafft in kürzerer Zeit sicherlich mehr als derjenige, der vier Stunden am Schreibtisch sitzt aber sich permanent ablenken lässt.
0 Kommentare